- Beitrag veröffentlicht:21. Februar 2024
Im deutschen Fußball rumort es gewaltig. Der Grund dürfte wohl niemandem entgangen sein: Der Investoreneinstieg bei der DFL. Nicht nur durch die Proteste in den Stadien ist das Thema unumgänglich, inzwischen ist die Thematik auch in der Medienlandschaft angekommen und wird heiß diskutiert.
In den letzten Tagen überschlugen sich hingegen die Ereignisse: Die DFL veröffentlichte gegenüber Fanvertretern erst ein scheinheiliges Gesprächsangebot, ohne jegliche Verhandlungsgrundlage. Dann stieg mit BlackStone einer der potenziellen Investoren aus, was als erster Teilerfolg der Proteste gewertet werden kann. Übrig bleibt mit CVC ein weiteres Private-Equity-Unternehmen aus Luxemburg, dass bereits an der spanischen & französischen Liga beteiligt ist. Außerdem hält CVC 60% der Anteile von Tipico, die ebenfalls wichtiger Sponsor der DFL oder von Bayern München sind und es dadurch zu Interessenkonflikten kommen kann, liegt auf der Hand. Dass das Spekulationsvermögen unter anderem vom Saudischen Staatsfond PIF stammt, ist die berühmte Kirsche auf der Sahnetorte. Es bleibt also zu hoffen, dass diese Dynamik in der Entwicklung weitergeht und letztlich zu einem endgültigen Ende der absurden Pläne der DFL führt. Jedoch müssen die Proteste weitergehen. Allein schon deshalb, um deutlich zu machen, dass es unerlässlich ist, dass die inzwischen in Erwägung gezogene Neuabstimmung unter demokratischen Rahmenbedingungen stattfindet. Viele Vereine und scheinbar auch die DFL haben inzwischen erkannt, dass der Weg an einer erneuten Abstimmung nicht vorbei führen wird. Die Forderung ist dabei klar: Durchführung einer offenen und transparenten Neuabstimmung mit einer benötigten 2/3-Mehrheit unter Einhaltung der 50+1 Regel! Alles andere würde die tiefgreifende Krise des deutschen Fußballs nur weiter befeuern.
Kritikpunkte, die die Proteste nähren, gibt es viele und sollen hier in ihrer vollen Umfänglichkeit nicht dargestellt und nur kurz umrissen werden. Bereits die geheime Abstimmung hat mit einer transparenten Entscheidungsfindung in einer derart richtungsweisenden Angelegenheit nichts zu tun. Dass diese bereits die zweite Abstimmung war, sagt viel über das Demokratieverständnis der DFL aus. Auch die von der DFL propagierten „roten Linien“ gelten als äußert schwammig, sind diese inhaltlich nicht definiert und es ist zu erwarten, dass ein Investor durchaus ein Wörtchen etwa in Puncto Anstoßzeiten und Austragungsorte mitreden möchte, um die eigenen Gewinne zu erhöhen. Gleichzeitig ist der Verteilungsschlüssel, wie die Vereine beteiligt werden nicht öffentlich. Zudem ist nicht gesichert, was passiert, wenn die erwarteten Gewinne nach 20 Jahren nicht eintreten. Werden die Vereine am Ende dafür geradestehen müssen und dadurch finanziell noch schlechter dastehen als bereits jetzt, wie etwa nach dem Investorendeal in Frankreich?!
Wer sich für weitere Informationen interessiert, wird unter www.nein-zu-investoren-in-der-dfl.de fündig, wo der Zusammenschluss Fanszenen Deutschlands regelmäßig Stellungnahmen veröffentlicht.
Was hat das eigentlich mit dem SV Meppen zu tun?
Nun mag die zweite oder gar erste Liga und damit der Deal auf den ersten Blick meilenweit von unserem Tagesgeschäft in der Regionalliga entfernt sein und uns nicht unmittelbar betreffen. Jedoch sind zumindest mittelbare Auswirkungen auch für die tieferen Ligen zu erwarten, sollte der Deal zum Abschluss kommen – und das zusätzlich zu den aufgeworfenen Kritikpunkten. Die Problematik der Wettbewerbsfähigkeit die im internationalen Vergleich propagiert wird, wird weiter nach unten durchgereicht. So ist anzunehmen, dass sich etwa die Kluft zwischen zweiter und dritter Liga weiter vergrößern wird. Einen Plan dafür, wie diese Ungleichheiten aufgefangen werden soll gibt es nicht.
Im Gegenteil, zusätzlich soll es einen Bonus für die Vereine geben, die die Bundesliga im Ausland promoten. Das dies nur Vorteile für die großen 3 Bayern, Dortmund und das international vernetzte Konstrukt aus Leipzig ergibt und nicht für Paderborn oder Fürth, zeigt die Machtverteilung in den Verhandlungen und sorgt dafür, dass andere Vereine weiter abgehängt werden.
Die dritte Liga ist – wie wir aus eigener Erfahrung wissen – bereits jetzt für viele Vereine nicht wirtschaftlich darstellbar. Daher ist davon auszugehen, dass die Schere weiter auseinander zu gehen droht oder ein vergleichbares Konstrukt auch für die dritte Liga angestrebt wird. Auch dies würde keine Lösungen bieten, sondern die Problematik abermals nach unten durchreichen.
Es ist also ein Schweinerennen, welches letztlich zu keinen nennenswerten gesamtheitlichen Verbesserungen im deutschen Fußball führen wird und unter dem wir, als SV Meppen, langfristig auch leiden werden. Ganz zu schweigen von etwaigen Begleiterscheinungen eines Deals wie etwa eine weitere Zerstückelung des Spieltages.
Unsere Einstellung zu dieser Thematik ist klar:
Nein zu Investoren in der DFL!
Ein Eckpfeiler des deutschen Fußballs ist die 50+1 Regel. Nicht zuletzt durch die intransparente Abstimmung und dem angenommenen Verstoß gegen die Weisung des eingetragenen Vereins durch Martin Kind, ist es uns wichtig, die Gelegenheit und die aktuelle Debatte um Investoren zu nutzen, um auf die Bedeutung der 50+1 Regel und deren Erhalt aufmerksam zu machen.
Was ist die 50+1 Regel?
In einer Welt, in der der Fußball immer mehr zu einem Produkt wird, steht die 50+1 Regel als eine der letzten Bastionen des Volkssportes wie ein Fels in der Brandung. Eine Besonderheit in Deutschland, die festlegt, dass der Stammverein die Mehrheit der Stimmrechte auch an ausgegliederten Kapitalgesellschaften der Profifußballabteilungen halten muss.
Die Regelung soll sicherstellen, dass die Vereine und nicht externe Investoren die Kontrolle behalten, was den deutschen Profifußball in vielerlei Hinsicht so einzigartig macht, wie er ist.
Sie war Antwort auf die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball, dient heute noch als Schutzschild gegen diese und soll die Identität sowie Verbindung zu den Fans sichern. Durch die 50+1 Regel werden traditionelle Vereinsstrukturen bewahrt, bei der die Mitglieder wesentlichen Einfluss auf die jeweilige Vereinsführung nehmen können.
50+1 erhalten!
Die 50+1 Regel sichert Identität und Kultur sowie die Mitsprache im Verein. Unsere Vereine bleiben unsere Vereine und werden nicht nur ein weiteres Invest im Portfolio zwielichtiger Investoren.
Wir Fans können dabei ein gewichtiges Wort mitreden und selbst wichtige Entscheidungen treffen. Das sichert eine nachhaltige Entwicklung und die Zukunftsfähigkeit, denn die Interessen des Vereins werden weiterhin durch die Fans bestimmt und nicht durch geldgeile Heuschrecken. Zudem geht es dadurch auch weiterhin nicht um das dickste Bankkonto, sondern um Leidenschaft und sportliche Leistung.
Den Kritikern, die häufig mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit argumentieren, stellen wir uns entgegen und sagen: Wir wollen nicht unsere Identität aufgeben, für ein bisschen mehr Erfolg. Diese Regelung hat den deutschen Fußball in den vergangenen Jahren zu dem „Premiumprodukt“ gemacht, welches nun vermarktet werden soll und für den wir in anderen Ländern oftmals beneidet werden.
Wir sind auch in Meppen zurecht stolz auf die Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung und darauf, dass wir entscheidenden Einfluss auf die Zukunft unseres Vereins nehmen können. Dieses enge Band zwischen Vereinen und Fans macht ihn so einzigartig. Ohne die 50+1 Regel wäre der deutsche Fußball, nicht mehr so wie er sein sollte. Sie ist ein Versprechen darauf, dass Fan- und Vereinsinteressen im Mittelpunkt unseres geliebten Sports stehen.
Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, die 50+1 Regel zu erhalten!